Deutscher Verein für Psychiatrie 1911

Der Seelenzustand, den wir als die Grundlage der hysterischen Symptome ansehen, ist in seiner
pathologischen Bedeutung nicht immer gleich zu bewerten: er kann im einen Fall dem Normalzustande ganz nahe stehen, im andern auf schwere Entartung hinweisen.
Das Unterscheidende liegt nicht in der Zahl und Massigkeit der Symptome, sondern im Verhältnis von Individuum und Außenwelt. Der Seelenzustand, den man „hysterische Veranlagung“ nennt, ist keine starre pathologische Größe.
Man hat wohl mit Recht die Hysterie eine „abnorme Reaktionsweise auf die Anforderungen des
Lebens“ genannt.

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