Anzeichen der Hysterie 1798

Grossherzoglich Badisches Anzeige-Blatt für den Kinzig-, Murg- und Pfinz-Kreis
Karlsruhe
Donnerstag, 18.01.1798
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(….) nicht tief liegen, und alle heftige Erhitzungen und Erkältungen, besonders der Füße, vermeiden. Eine andre Anlage ist dir zu Hämorrhoiden (güldenen Ader). Man erkennt sie daran, wenn sie die Eltern hatten, wenn man zuweilen Rückenschmerzen tief unten im Kreutz spürt, oder fliegende Stiche quer durch das Becken, zuweilen schmerzhaftes Zwängen beim Stuhlgang, wenn man immer an Hartleibigkeit leidet, öfter Jucken am After, auch starken Schweiß in der Gegend, auch wohl Kopfweh und Vollblütigkeit des Kopfes empfindet.

Selche Personen müssen nicht nur alle hitzigen, sondern auch warmen Getränke meiden, besonders Kaffee, Thee und Chokolade, mehr von saftigen, frischen Gemüsen und Obst, in Verbindung mäßiger Fleischnahrung leben; Mehlspeisen, Kuchen, blähende Speisen meiden, nie anhaltend sitzen, sich täglich Bewegung machen, und das zu lange und starke Drängen beim Stuhlgang unterlassen.

Anlage zu Hypochondrie ober Hysterie und andern Nervenkrankheiten haben diejenigen, die von nervenschwachen Eltern abstammen, die in ihrer Jugend viel stillsitzend einsam in der Stube gelebt, viel warme Getränke genossen, auch viele empfindsame Bücher gelesen haben, die veränderliche Laune haben, öfters mit Magen, und Verdauungsbeschwerden und Blähungen geplagt werden, Beängstigungen, Klopfen im Unterleibe etc. empfinden, die früh und nüchtern müde und verdrossen sind, bis sie etwas stärkendes, eine Tasse Kaffee etc. genossen haben, die Neigung zur Einsamkeit und Mißtrauen gegen Menschen bei sich verspüren, deren Stuhlgänge selten, ungleich und trocken sind.

Diese müssen vorzüglich das sitzende Leben meiden, sich alle Tage 1 bis 2 Stunden an freier Luft Bewegung machen. Das Reiten ist solchen Personen sehr heilsam.
Sie müssen immer menschliche Gesellschaft suchen, insbesondere einen Freund, auf den sie Vertrauen haben, sich zu erhalten suchen, und nie dem Hange zur Einsamkeit zu sehr nachgehen.

Das Leben auf dem Lande und ländliche Handarbeit ist ihnen sehr zuträglich. Man vermeide Hülsenfrüchte, Fett, Mehl etc. Speisen, lasse sich von einem Arzt mehr diätetische Kur als Arzneimittel verschreiben. Sehr nützlich ist bei dieser Anlage das Reiben des Unterleibes.
Es kann täglich früh noch im Bette eine Viertelstunde lang mir der flachen Hand oder einem wollenen Tuche geschehen; es befördert Verdauung und Circulation im Unterleibe, zerteilt Stockungen und Blähungen und stärkt zugleich.
Verschlagwortet

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