Persönlichkeitsstörungen im ICD 11

Im ICD 10 standen 10 unterschiedliche Persönlichkeitsstörungen zur Verfügung, die untereinander zusätzlich kombiniert werden konnten. Dies hat sich nun im ICD 11 geändert.

Es gibt seit dem 01.01.2022 nur noch den einen Überbegriff Persönlichkeitsstörung. Diese Persönlichkeitsstörung wird dann charakterisiert zwischen

  1. Funktionsbeeinträchtigungen (Kognition, emotionale Erfahrung, emotionaler Ausdruck, maladaptives Verhalten)
  2. Schweregrad (leicht, mittelgradig, schwer)
  3. Persönlichkeitsmerkmale (siehe Tabelle/n)

Bei den Persönlichkeitsmerkmalen orientiert man sich diagnostisch an dem Fünf-Faktoren-Modell (Big Five) von Costa und Mc-Crae. In den folgenden Tabellen werden 6 Persönlichkeitstypen aufgezeigt, weil ich die Borderline-PS, die als einzige Persönlichkeitsstörung erhalten geblieben ist, hinzufüge.

Den Begriff Persönlichkeitsstörung kürze ich im Folgenden aus tabellarisch-platzsparenden Gründen mit PS ab.

1. Negative Affektivität2. Bindungsschwäche3. Dissozialität

Frühere Zuordnung:
• Schizoide PS
• Dependente PS
• Paranoide PS

Frühere Zuordnung:
• Schizoide PS
• Vermeidend-unsichere PS

Frühere Zuordnung:
• Dissoziale PS
• Narzisstische PS
4. Hemmungsschwäche5. Zwanghaftigkeit6. Borderline-Muster

Frühere Zuordnung:
• Schizotype PS
• Histrionische PS

Frühere Zuordnung:
• Zwanghafte PS
• Dependente PS

Frühere Zuordnung:
• Borderline-PS

Beschreibung der Persönlichkeitstypen bzw. Merkmale

Negative AffektivitätNegative Grundhaltung, Pessimismus, mangelnde Emotionsregulation, kaum Selbstwertgefühl und Selbstver-trauen, starke Ängste
BindungsschwächeDistanziertheit, Fehlen von sozialen Kontakten, Schwierigkeiten beim Ausdruck von Gefühlen, emotionale Distanz
DissozialitätMissachtung der Rechte und Gefühle von Mitmenschen (einschließlich extreme Selbstüberzeugtheit), Empathiemangel, Aggressivität
HemmungsschwächeVoreilige Reaktion auf innerliche und äußerliche Vorgänge, Impulsivität, Ablenkbarkeit, Unzuverlässigkeit
ZwanghaftigkeitEinengung auf starre, perfektionistische Standards, Kontrolle des eigenen Verhaltens, Kontrolle der Mitmenschen, Detailversessenheit
Borderline-MusterInstabilität von zwischenmenschlichen Beziehungen, extreme Impulsivität, unüberlegte Handlungen, Selbstverletzung, Zustände der Dissoziation

Die Hemmungsschwäche beinhaltet u.a. die Störung, die zuvor „Histrionische Persönlichkeitsstörung“ genannt wurde. Diese wiederum hat sich aus der Hysterie bzw. aus Teilen der Hysterie ergeben. Wie ich hier auf dieser Seite bereits geschrieben habe, gibt es drei  Gruppen hysterischer Phänomene

  1. Körperlichen Funktionsstörungen
  2. Psychische Funktionsstörungen
  3. Hysterische Verhaltensmuster und hysterische Charakterzüge

Die Hemmungsschwäche in den ICD11 umfasst die dritte Gruppe: Hysterische Verhaltensmuster und hysterische Charakterzüge.

© Marvel Stella

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